Wyclef

Aufgeschlossenheit, Toleranz, Freundlichkeit – ein Brückenschlag zwischen den Kulturen

Nach einer Präsidentenwahl im Jahr 2007 brach ein Bürgerkrieg in meiner Heimat aus. Ich bin 37 Jahre alt und komme aus Kenia. Ich versuchte zu fliehen und war für ein Jahr in Uganda. Von dort aus kam ich nach Deutschland. Das war sehr aufregend für mich. Meine Familie, also meine Eltern und meine drei Geschwister, blieben in meinem Geburtsland. Ich halte immer telefonisch Kontakt zu meiner Familie. Im Jahr 2018 verstarb eine meiner Schwestern. Es war sehr schwer für mich, sie so lange nicht gesehen zu haben und mich nicht verabschieden zu können.

Die erste Stadt,

die ich in Deutschland für kurze Zeit kennenlernte, war Dortmund. Da angekommen sollte ich sofort Straßenbahn fahren, um in eine Flüchtlingsunterkunft zu gelangen. Ich verstand die deutsche Sprache nicht und hatte Probleme mich zu orientieren. Das war wirklich sehr aufregend. Nach nur einer Woche kam ich nach Eisenhüttenstadt und blieb dort sechs Monate. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich einen häufigen Wohnortwechsel und pendelte stets zwischen Althüttendorf im Barnim und Frankfurt am Main. Im Oktober 2015 kam ich dann letztmalig nach Althüttendorf und sollte dort bleiben. Im Dezember wurde die Unterkunft jedoch geschlossen. Aus diesem Grund kam ich nach Eberswalde. Hier gefällt es mir sehr. Ich fühle mich angenommen und mittlerweile nenne ich es mein Zuhause. Ich wohne in einem Wohnverbund für Flüchtlinge und teile mir eine Wohnung mit einem weiteren Kenianer.

Die ersten Kontakte

knüpfte ich zu einem afrikanischen Verein und halte bis heute guten Kontakt zu den Menschen dort. Ich bin schon immer sehr kontaktfreudig und trete allen Menschen freundlich und höflich gegenüber. So kam ich auch zum Theater. Die Leute dort nahmen mich ohne Vorurteile auf und ich kann mich dort gut einbringen.

Foto: Frank Günther

Obwohl ich bereits Kontakte knüpfen konnte, fehlt mir immer noch eine berufliche Tätigkeit. Ich hoffe eine Ausbildung als Altenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpfleger machen zu dürfen. In den letzten sechs Jahren arbeitete ich ehrenamtlich in zwei Einrichtungen in Eberwalde, das bereitete mir große Freude. Aufgrund der aktuellen Pandemie habe ich meine Tätigkeit unterbrochen; hoffe jedoch, diese bald wieder aufnehmen zu können. In den Einrichtungen, in denen ich bereits gearbeitet habe, wurde ich immer sehr freundlich begrüßt. Das war für mich sehr angenehm, da mir auch schon Vorurteile auf der Straße begegnet sind. In meinem Heimatland werden Besucher immer mit großer Freude empfangen.

Neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit besuchte ich die Abendschule und machte einen Deutschkurs. Dieser bereitete mir große Freude und ist hoffentlich ein Schritt in die Richtung einer beruflichen Ausbildung. Hier in Deutschland habe ich die Möglichkeit einen Beruf zu lernen.

Da ich gerne mit Menschen arbeite

und mir immer wieder gesagt wird, dass man mich als aufgeschlossen erlebt, bin ich mir sicher, meinen Traumberuf gefunden zu haben. Nun warte ich darauf, diesen auch endlich ausführen zu dürfen. Sobald mein Aufenthaltstitel bestätigt ist, werde ich mich darum bemühen.

Katharina Zielke